Der Merkurstab | November/Dezember 2016 | 16,00 Euro (inkl. Mwst., zzgl. Versandkosten)
Artikel | Pädiater und Zahnärzte: Wie arbeiten wir besser zusammen? Nüchterne Betrachtungen zur langjährigen Auseinandersetzung um die Fluoridierung Paediatricians and dentists: Can we find better ways of working together? Sober reflections on the long-lasting dispute over fluoridation |
Autor | Rudolf Völker |
Seiten | 446-452 |
Volume | 69 |
Zusammenfassung
Die Auseinandersetzung um die Fluoridierung zum
Zwecke der flächendeckenden Zahnerhaltung wird
seit Jahrzehnten in einer polarisierenden Weise geführt.
Man hat den Eindruck, dass die Wissenschaft
oftmals nur als Statist und Lieferant von (Pseudo-)
Argumenten für in Wahrheit politisch oder ideologisch
vorgegebene Grundpositionen erscheint. Diese
Feststellung gilt gleichermaßen für alle Seiten in der
Auseinandersetzung: Weder sind Fluoride zur Entsorgung
in Zahnpasten verpackte Abfallprodukte der
chemischen Industrie, noch sind sie der einzig mögliche
Garant für gesunde Zähne. Weder die systemische
Fluoridierung durch Tabletten im Kleinkindalter (wie
sie nach dem Rückzug der Zahnärzte inzwischen nur
noch von den kinderärztlichen Fachgesellschaften
propagiert wird) noch die lokale Fluoridierung durch
Zahnpasten und Gele sind letztlich unverzichtbar.
Dennoch wäre der ersatzlose Verzicht auf effektiven
Kariesschutz in einer Gesellschaft mit überwiegend
industriell hergestellter Ernährung, bei unnatürlich
hohem Konsum niedrigmolekularer Mono- oder Di -
saccharide, auch kein verantwortungsbewusster Umgang
mit der möglichen Zahnschädigung, die neben
den unmittelbaren Organschäden (Zahnschäden bis
zum Zahnverlust) auch weiterhin viel vermeidbares
Leid (Zahnschmerzen, Behandlungsschmerzen, akute
und chronische Infektionen) verursacht. Die Prävention
von Zahnschäden durch widerspruchsfreie Zusammenarbeit
aller medizinischen Disziplinen ist notwendig
und möglich.
Abstract
For decades the fierce discussion regarding the use of
fluorides for tooth preservation has been led in such
a polarizing way that scientific knowledge appears
merely as a provider of (pseudo-)arguments for political
or ideological viewpoints. This observation is true
for all parties in the debate: Neither is fluoride in toothpaste
tubes meant to be disposed of as waste of the
chemical industry, nor is it the single possible guarantor
for healthy teeth. In the end, neither is the systemic
fluoridation with tablets in the toddler years essential
(as it is still advised by pediatricians in opposition to
the dentists) nor is the local use with toothpastes and
gels in the end indispensible. Nevertheless, the complete
renunciation of an effective caries prevention
would not be a responsible handling of a problem in a
society whose industrially produced nutrition contains
an unnaturally high concentration of low molecular
mono- and disaccharides. In addition to the immediate
damage of dental tissue up to complete tooth loss, the
absence of cavity prophylaxis may cause a lot of further
distress (toothache, pain during treatment, acute
and chronic infections). The prevention of tooth decay
is necessary and possible provided that the medical
faculties cooperate without contradiction.