Der Merkurstab | Juli/August 2022 | 18,00 Euro (inkl. Mwst., zzgl. Versandkosten)
Artikel | „Mitteeinander“ in eine neue Normalität: Ein Beitrag zur Bewusstseinsseele aus der kinder- und jugendpsychiatrischen Arbeit Together into a new normal: a contribution to the consciousness soul from child and adolescent psychiatric work |
Autor | Petra Stemplinger |
Seiten | 226-233 |
Volume | 75 |
Zusammenfassung
Mit dem Begriff „normal“ beziehen wir uns umgangssprachlich
auf das subjektiv gefühlte, „selbstverständlich-gemeinsame“ einer seelischen Konstitution und
einer gesellschaftlichen Ordnung. Wissenschaftlich
sucht man das Phänomen Normalität seit der Aufklärung
vorrangig statistisch zu erfassen und auf Subjekte
anzuwenden. Vor allem in der Kindermedizin hat
sich dieses Vorgehen durchgesetzt. Es tritt mit Objektivitätsanspruch
auf.
Dass man dem Werden mit einer statischen Kategorisierung
wenig gerecht wird, soll wissenschaftskritisch
beleuchtet werden. Im Anschluss wird versucht, einen
dynamischen, am Kind orientierten, die subjektive Urteilskraft
integrierenden Normalitätsbegriff zu begründen.
Dieser ist bereits selbstverständliche Alltagspraxis,
muss sich aber neben der normativ-wissenschaftlichen
Forderung nach Objektivität behaupten
lernen. Ein dynamisch balanciertes Selbstbewusstsein
ist zeitgemäß und entspricht unserer seelischen
Konstitution. Es kann aus der fühlbaren „Selbstverständlichkeit“
in den Stand eines geisteswissenschaftlich
begründeten Selbstverständnisses gehoben
werden, ist introspektiv einzustellen und kontinuierlich
im Dialog mit anderen („mitteeinander“) zu
stabilisieren. Konkrete Qualitätskriterien können
identifiziert und operationalisiert werden.
Abstract
With the term “normal” we colloquially refer to the
subjectively felt, “self-evidently common” of a mental
constitution and a social order. Scientifically, since the
Enlightenment, the phenomenon of normality has
been sought primarily to be recorded statistically and
applied to subjects. This approach has prevailed above
all in paediatric medicine. It appears with a claim to
objectivity.
The fact that a static categorisation does little justice
to the process of becoming will be examined critically
from a scientific point of view. Subsequently, an attempt
will be made to substantiate a dynamic concept
of normality oriented towards the child and integrating
subjective judgement. This is already a self-evident
everyday practice, but must learn to assert itself
alongside the normative-scientific demand for objectivity.
A dynamically balanced self-awareness is contemporary
and corresponds to our psychological constitution.
It can be raised from the palpable “self-evidence”
to the status of a self-understanding founded
in the humanities, is to be adjusted introspectively
and continuously stabilised in dialogue with others.
Concrete quality criteria can be identified and operationalised.