Der Merkurstab | September/Oktober 2017 | 22,00 Euro (inkl. Mwst., zzgl. Versandkosten)
Artikel | Fieber: Thesen innerhalb der Anthroposophischen Medizin und ihre wissenschaftliche Validität Fever: Views in anthroposophic medicine and their scientific validity |
Autor | David Martin |
Seiten | 364-376 |
Volume | 70 |
Zusammenfassung
Zielsetzung:Ziel war die Durchführung eines Scoping-Reviews, um zu charakterisieren, wie Fieber innerhalb der Anthroposophischen Medizin (AM) interpretiert wird, und die wissenschaftliche Validität dieser Thesen zu diskutieren. Methoden:Für die systematische Literaturrecherche wurden Medline, Embase, CAMbase und Google Scholar herangezogen. Auch Textstellen aus Lehrbüchern der Anthroposophischen Medizin und Artikel aus Fachzeitschriften wurden miteinbezogen. Die Daten wurden zusammengetragen und interpretiert. Ergebnisse:Anthroposophische Ärzte zeigen eine positive Einstellung gegenüber Fieber, unterdrücken es selten durch den Einsatz von Antipyretika und greifen häufig auf komplementäre Hilfsmittel zurück, um Beschwerden zu lindern. In der AM wird Fieber potenziell mit den folgenden positiven Aspekten in Zusammenhang gebracht: Es unterstützt die vollständige Genesung; vermindert die Anfälligkeit für rezidivierende Infektionen und atopische Erkrankungen; bietet eine besondere Chance für Betreuungspersonen, liebevolle Zuwendung zu zeigen und Beziehungen zu pflegen; ermöglicht individuelle Entwicklung und stärkt die Widerstandsfähigkeit und Belastbarkeit; schützt vor Krebs und erhöht die Wirksamkeit von Mistelextrakten. Diese Auffassungen werden in einer Zusammenschau mit der verfügbaren wissenschaftlichen Literatur diskutiert. Schlussfolgerungen:Die AM postuliert, dass Fieber sowohl kurzfristig als auch langfristig verschiedene positive Auswirkungen mit sich bringen kann. Einige Theorien und Therapieansätze gelten mittlerweile als evidenzbasiert (werden allerdings dennoch häufig nicht angewendet), während andere noch durch empirische Studien validiert, falsifiziert oder modifiziert werden müssen.
Abstract
Objective:To conduct a scoping review to characterize how fever is viewed in Anthroposophic Medicine (AM) and discuss the scientific validity of these views. Methods:Systematic searches were run in Medline, Embase, CAMbase, and Google Scholar. Material from anthroposophic medical textbooks and articles was also used. Data was extracted and interpreted. Results:Anthroposophic physicians hold a beneficial view on fever, rarely suppress fever with antipyretics, and often use complementary means of alleviating discomfort. In AM, fever is considered to have the following potential benefits: promoting more complete recovery; preventing infection recurrences and atopic diseases; providing a unique opportunity for caregivers to provide loving care; facilitating individual development and resilience; protecting against cancer and boosting the anticancer effects of mistletoe products. These views are discussed with regard to the available scientific data. Conclusion:AM postulates that fever can be of short-term and long-term benefit in several ways. Many of these opinions have become evidence-based (though still often not practiced) while others still need empirical studies to be validated, refuted, or modified.