Der Merkurstab | November/Dezember 2015 | 22,00 Euro (inkl. Mwst., zzgl. Versandkosten)
Artikel | Schicksalswirkungen im Lebenslauf auf Grundlage von Rudolf Steiners Karmaforschung Destiny elements in the course of life based on Rudolf Steiner’s karma studies |
Autor | Michaela Glöckler |
Seiten | 447-454 |
Volume | 68 |
Zusammenfassung
Es ist das Schicksal, was den Menschen zur einmaligen
Individualität macht. Das persönliche Schicksal
ist der intimste und auch „heiligste“ Bezirk eines jeden.
Hier sind wir allein – keiner erlebt genauso wie
wir. Jeder hat seinen menschlichen Umkreis, der mit
ihm geht und den er/sie mitgestaltet. Unsere Veranlagung
zur Autonomiebefähigung, zur Freiheit, unsere
„Ich“-Kompetenz hat dabei die Schattenseite, uns sozial
„schwierig“ zu machen. Wir grenzen uns ab, entziehen
uns oder überwältigen andere mit unserer
Durchsetzungskraft. Dadurch verletzen oder schädigen
wir andere, oft ohne dies zu bemerken. Da sorgt
die Gesetzlichkeit des Schicksals für Ausgleich, in dem
wir die Folgen unserer Taten an uns selbst oder anderen
erleben – entweder schon in diesem Leben oder
aber in einem folgenden. Dadurch wird es möglich,
dass sich zusammen mit der Freiheitsfähigkeit auch
die soziale Seite der Ich-Kompetenz entwickelt: die
selbstlose Liebe. Je weiter diese beiden Fähigkeiten
entwickelt sind, umso mehr wächst auch die Befähigung
zum Schicksalsverstehen, -gestalten und -harmonisieren
bzw. zum Heilen der Wunden aus der
Vergangenheit und zum Sammeln von Kraft für zukünftige
Taten. Aus der Schicksalsvergangenheit des
Menschen kommt viel schmerzhafte Erfahrung, aber
auch die hierdurch errungene Weisheit. Aus der Zukunft,
vom Autonomie- und Liebe-Ziel der Entwicklung
her, kommen Schicksalsverstehen und -heilung.
Beides hat Rudolf Steiner in seiner Karmaforschung
zur Darstellung gebracht. Wer seine Forschungsergebnisse
an den eigenen Lebenserfahrungen überprüft,
kann das Aufweckende und Erhellende erleben, das
davon für den eigenen Schicksalsweg ausgeht.
Abstract
Destiny makes human beings into unique individuals.
Our personal destiny is the most intimate and also
‘most sacred’ sphere. Here we are on our own—no one
has exactly the same experiences as we have. Each has
a human environment which stays with them and
which they help to shape. The shadow side of our powers
of autonomy, freedom, our competence as an I is
that they make us into ‘difficult’ people. We set ourselves
apart, withdraw from or overwhelm others with
our ability to win through. We hurt or damage others
with this, often without being aware of it. The laws of
destiny make up for this, for we experience the consequences
of our actions in ourselves or others—sometimes
in the present life, or in a later one. It is then possible
that the social side of our competence as an I develops
together with our capacity to be free. It is selfless
love. The further these two capacities have developed,
the more powers do we have to understand destiny,
shape and harmonize it, to heal the wounds of the
past and gain strength for future actions. Our past destiny
holds many painful experiences but also the wisdom
they taught us. From the future, from the autonomy
and love which are the goal of evolution, come insight
into and the healing of destiny. Rudolf Steiner’s
destiny studies show this clearly. Testing the results of
his investigations against the things we have learned
in our own life we can see how much they make us
aware and throw light on our own path of destiny.